Bergbau in Götzenhain ?
Artikel aus der Offenbach-Post vom 17. Mai 2001


Schwerspat-Stollen im Höchsten gefunden
In acht Meter Tiefe Geheimnis gelüftet: Schwerspat-Stollen im Höchsten gefunden

Götzenhain (ötu) Helmut Keim hat eine Vision: Der Regionalpark Rhein-Main ist eröffnet und dabei taucht Götzenhain als eine ganz besondere Adresse auf. Vor allem Geologen und andere Bodenkundler steuern am (geplanten) "Geopfad" die Ecke an der Oberen Straße/Kirchborn im Höchsten an, um dort den freigelegten Stollen in Augenschein zu nehmen.

Noch ist es lange nicht so weit. Und ob überhaupt dieser Traum jemals Wirklichkeit wird, muss sich noch zeigen. Trotzdem: Der Anfang ist gemacht, seit sich am Samstag ein Bagger metertief in das Erdreich vorgearbeitet hat und jetzt tatsächlich sichtbar ist, was Helmut Keim bisher nur aus alten Dokumenten, Plänen und Berichten wusste: "Man sieht sogar noch die Abstützungen für den Schacht und dass er noch weiter führt, als man im Moment erkennen kann", erzählt er begeistert.

Helmut Keim weiß aus seinen Nachforschungen, dass an dieser Stelle von 1860 bis 1866 und dann nochmals um 1921 nach Schwerspat gegraben wurde. Die alten Aufzeichnungen berichten von zwei Bergwerken in unmittelbarer Nachbarschaft. Das größere der beiden sei inzwischen jedoch so zugeschüttet und bewachsen, dass ein Freilegen kaum möglich ist.

Aber auch den jetzigen Ausgrabungen lagen einige Steine im Weg.

Der Anstoß dazu kam im November vergangenen Jahres von Stephan Heegen, Leiter des städtischen Kulturamtes, der wissen wollte, "was nun mit dem Schacht wird und ob man ihn nicht öffnen solle", erzählt Keim. Daraufhin rückte ein Gerät des Bauhofs an, um die Brombeerhecken zu entfernen und das kleine Gelände zu planieren, doch die Lage des Schachts war nicht zu finden, erinnert sich Keim. Erst nach einigen Versuchen und mit Hilfe der Bodenverfärbung konnte der Schacht lokalisiert werden. Doch der Bauhof-Bagger reichte nur aus, um zwei Meter tief in die Erde zu gehen. Schweres Gerät musste her.

Keim erinnerte sich an einen Bekannten aus Urberach, Wilfried Ayahs, der ein Tiefbauunternehmen betreibt. Er war bereit, die Arbeiten sogar kostenlos auszuführen.

Und so rückte Ayahs mit zwei Mitarbeitern und einem Tieflader an und begann zu graben. Plötzlich brach aus südöstlicher Richtung ein riesiger Wasserstrahl in das inzwischen rund acht Meter tiefe Loch, erzählt Keim. "Jetzt musste das Wasser ausgebaggert werden". Die Mühe hat sich gelohnt. Im wurde aus der Richtung, aus der das Wasser kam, ein Stollen frei. "Er war mit Brettern und Stützhölzern noch teilweise zugestellt, und scheinbar liegt dort auch noch altes Werkzeug", freut sich Keim.

Der Schacht soll jetzt provisorisch gesichert werden. Alle weiteren Maßnahmen sind Sache der Ämter. Keim hat jedenfalls die Bestätigung dafür, dass in Götzenhain in bergmännischer Art Schwerspat abgebaut wurde.

Interessant war das grauweiße, schwere Mineral, das sich in den Ritzen des Rotliegenden abgesetzt hat, zu Beginn der Industrialisierung bei der Herstellung weißer Farbe und Papier, für Röntgenkontrastmittel sowie in der Porzellanindustrie.





Letzte Änderung am Freitag, 10. August 2001, 09:33 Uhr
Matthias Engler, engler@goetzenhain.de